Berühren und berührt werden

 

Die Hände sind mein wichtigstes Werkzeug; die Haptik ein wesentliches Element meiner Skulpturen. Der Arbeitsprozess von der Idee bis zum fertigen Objekt ist eine Annäherung durch Berührung auf allen Sinnesebenen.

 

Inspiration finde ich überall. Das können physische Erlebnisse von Raum sein, die ich in Erinnerung habe: wie das Licht in ein altes Gebäude hineinscheint und den Staub tanzen lässt, die natürliche Struktur eines Blütenblattes zwischen Ordnung und Zufall, Gerüche und Gefühle. Eine Idee ist nie mehr als ein vages Bild. Im Prozess des Machens geht es darum, dieses aus dem Kopf in die Realität zu verwandeln und dabei offen zu bleiben für Unerwartetes und Verborgenes.

 

Gips und Wachs sind meine bevorzugten Materialien. Die Skulpturen entstehen in klar abgegrenzten Arbeitsschritten. Zuerst konstruiere ich die Schalung für den Gips: Ich stelle mir die positive Form vor und muss das Negativ dazu bauen. Es folgt der Guss und danach die erste Überraschung, das Ausschalen. Die Trocknungszeit erfordert Geduld, bietet aber auch Gelegenheit zu reflektieren. Falls ich das Objekt mit Wachs ergänzen möchte, baue ich eine höchst präzise Schalung für das flüssige Material. Das Auspacken nach dem Guss ist wie das Öffnen eines Geschenks.

 

Jede Skulptur halte ich stundenlang in meinen Händen. Sie wird geputzt, geschliffen, geölt. Danach wandert sie weiter, in andere Hände. Auch die neuen Betrachter wollen sie berühren, sie mit allen Sinnen erfassen, drehen und wenden, und mit dem Objekt vor Augen den Raum neu entdecken – sich berühren lassen.